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1. Geschichte des Mittelalters - S. 83

1888 - Wiesbaden : Kunze
15. Karl der Große. 83 orten. Karl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er mochte sitzen ober stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er hatte einen festen Gang, eine burchaus männliche Haltung, eine helle Stimme und ein freunbliches Gesicht. Seine Kleidung war einfach und von seiner Gemahlin und seinen Töchtern gefertigt. Gleiche Einfachheit schätzte er bei seiner Umgebung und spottete daher, wenn eiteln Höflingen auf der Jagd die aus benx Morgenlanbe stam-menben feibenen Gewänber § ersetzt würden. In Speise und Trank war er mäßig, Wildbret, am Spieße gebraten, war sein Lieblingsgericht. Währenb der Tafel hörte er gern Musik ober einen Vorleser; Wein trank er wenig. Reiten, Jagen und Schwimmen waren seine Vergnügungen. Durch seine einfache, regelmäßige Lebensweise würde feine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft noch erhöht, und es war ihm ein leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen und einen geharnischten Mann wie ein Ktnb emporzuheben. Durch Umgang mit gelehrten Männern und Beschäftigung mit den Wissenschaften gelang es ihm, die Mängel seiner Jugenbbilbung zu beseitigen. Er sprach Deutsch, Latein, lernte Griechisch und trieb in späten Jahren noch Rechnen und Astronomie; aber die Kunst des Schreibens bereitete seiner an das Schwert gewöhnten Hand unüberrombliche Schwierigkeiten, obgleich er sich selbst in schlaflosen Nächten barin übte. Neben dem Unterricht mußten sich seine Söhne im Reiten, Jagen und in den Waffen üben, die Töchter mit Spinnrocken und Spinnen beschäftigen, bamit sie sich nicht an Müßiggang gewohnten. Beim Mahle und auf seinen Reifen mußten feine Kinder um ihn fein. Seine Töchter ließ er nicht heiraten, fonbern behielt sie alle bis zu seinem Tode bei sich, weil er ohne sie nicht leben konnte. Eine Sage berichtet freilich, Eginharb habe das Herz seiner Tochter Emma (§. 16, 5), die er in Musik unterrichtete, gewonnen, worauf Karl sie ihm vermählt habe. Karl hatte bret Söhne, Karl, Pippin und Ludwig, aber nur der jüngste und unkbeutenbste überlebte ihn. Als Karl 813 auf einer Jagb in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Tobes ahnte, rief er die Großen des Reiches nach Aachen und empfahl ihnen feinen Sohn Ludwig, den er aus Aquitanien berufen hatte, als Nachfolger. Er legte biefem die heiligen Pflichten eines Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und feine Gebote zu halten, feine Verwanbten zu lieben und feinem Volke mit einem tugenbhaften Lebensroanbel voranzugehen. Karls Tod. Im Januar 814 würde Karl in Aachen von einem heftigen Fieber befallen. Er wollte sich mit feinem gewöhn- 6*

2. Geschichte des Mittelalters - S. 212

1888 - Wiesbaden : Kunze
212 Dritte Periode des Mittelalters. 6. Jda von Östreich. Unter den Frauen dieses Zeitraumes ist noch die verwitwete Markgräfin Jda von Östreich zu nennen. Sie hat an dem Kreuzzug des Herzogs Welf von Bayern (1100) mit einem großen Gefolge vornehmer Damen, kriegerisch gerüstet, teilgenommen, um Bagdad erobern zu helfen. Man hatte mit großer Sicherheit auf glücklichen Ausgang dieses Zuges gerechnet und sich wie zu einer lustigen Hochzeitfahrt gerüstet. Da waren Flöten, Schalmeien und Harfen, welche das kriegerische Trompetengeschmetter und Waffengetöse unterbrachen, und Possenreißer, Gaukler und Sänger folgten zur Kurzweil. Nebst dem Kriegswerkzeuge hatte man auch alles Hausgerät, Jagdnetze, Angeln, Hunde und Falken mitgenommen, um in dem schönen Lande, in dessen Besitz man sich sicher dünkte, alles sogleich zur Hand zu haben. Allein der Zug verunglückte gänzlich, und Jda geriet in Gefangenschaft, aus der sie nicht mehr heimkehrte. 7. Eleonore, die schöne, geistreiche Gemahlin Ludwigs Vii. von Frankreich, beteiligte sich (1147) an dem zweiten Kreuzzuge. Ihre leichtsinnige Aufführung bestimmte aber den König, sich von ihr scheiden zu lassen. Der Abt Suger hatte zwar noch einmal eine Aussöhnung bewirkt, allein nach dessen Tode trat die beiderseitige Abneigung so zutage, daß die Scheidung 1152 wirklich erfolgte. Ludwig hatte gewünscht, daß Eleonore nicht wieder heiraten möge; allein kaum war die Ehe gelöst, so vermählte sie sich mit dem Grafen Heinrich von Anjou (§. 28, 1), welcher Herzog der Normandie war und 1154 König von England wurde, und brachte demselben einen schönen Länderbesitz in Frankreich zu. Aber Heinrich, der jünger war als Eleonore, erregte ihre Eifersucht in so hohem Grade, daß sie sogar seine Söhne zur Empörung gegen ihren Vater verleitete. Infolge dessen wurde sie eingekerkert und brachte 26 Jahre im Gefängnis zu. Richard Löwenherz schenkte ihr, als Heinrich gestorben war, die Freiheit wieder; sie starb 1204. 8. Blanko, die Mutter Ludwigs Ix. von Frankreich (§.26,6), war eine fastilische Prinzessin und in Frankreich erzogen worden. Als ihr Gemahl, Ludwig Viii., im Kampfe gegen die Albigenser (1226) fiel und ihr Sohn erst 12 Jahre alt war, übernahm sie die vormundschastliche Regierung für denselben. Die gewandte, kluge und entschlossene Frau brachte durch ihr thatkräftiges Auftreten die unruhigen Großen zur Ruhe und schützte ebenso kräftig das Reich gegen äußere Feinde. Sie gab ihrem Sohne eine vortreffliche Erziehung und zog sich 1236 in das Privatleben zurück; doch übte sie auch weiterhin noch großen Einfluß auf

3. Geschichte des Mittelalters - S. 222

1888 - Wiesbaden : Kunze
222 Vierte Periode des Mittelalters, von Mainz, wohin er einen Reichstag ausgeschrieben hatte. Da es kalt war, so trat er bei einem Bäcker ein, um sich an dessen Ofen zu wärmen. Die Bäckerin schimpfte, in der Meinung, einen gewöhnlichen Reitersmann vor sich zu sehen, weidlich über den Bettelkaiser, welcher mit seinen hungrigen Leuten den Bürgern zur Last falle, statt sie selbst zu füttern, und goß ihm im Zorne eine Kanne Wasser, womit sie die Kohlen zu löschen beabsichtigte, über den Kopf. Rudolf begab sich, ohne ein Wort zu verlieren, nach Haufe und schickte um die Mittagszeit einen Diener im prächtigsten Kleide zur Bäckerin, ließ ihr ein paar Schusseln mit feinen Speisen bringen und sie selbst vor sich laden. Die Frau erschrak, als sie vernahm, wen sie am Morgen begossen hatte, und glaubte ihr Todesurteil zu vernehmen, als sie die Vorladung erhielt. Weinend nahm sie Abschied von Mann und Hindern und erschien vor dem König, welcher noch mit vielen Fürsten bei Tafel saß. „Fürchtet Euch nicht", redete dieser die zitternde Frau an, „ich danke Euch, daß Ihr vom Herzen weg von mir gesprochen habt; aber eine kleine Strafe müßt Ihr bekommen , nämlich die, daß -3hr meinen ©ästen Eure Strafrede noch einmal zum besten gebt!" Zum großen Ergötzen der Gesellschaft wiederholte die Bäckersfrau, was sie in ihrer Herzenseinfalt früh am Morgen gesagt hatte, und wurde dann ungekränkt entlassen. Rudolf war zweimal vermählt und hatte 3 Söhne und 6 Töchter. Die letzteren sah er alle wohl versorgt, dieweil sie ihm 6 Kronen ins Haus gebracht hatten (Schillers „Graf von Habsburg"). Allein seine Lieblingswünsche in bezug aus seine Söhne blieben unerfüllt. Der jüngere von ihnen, Rudolf, war mit Agnes von Böhmen vermählt, welche Mutter des Johann (Parricida) von Schwaben wurde, und starb, kaum 20 Jahre alt, in Prag. Hartmann ertrank im Rhein. Darum sollte Albrecht seinem Vater in der Regierung folgen. Rudolf berief 1291 eine Reichsversammlung nach Frankfurt, um Albrecht zu seinem Nachfolger ernennen zu lassen. Allein der Erzbischof von Mainz, dem Albrecht zu mächtig, streng und herrisch war, bewirkte einen ungünstigen Beschluß. Die Fürsten schlugen Rudolfs Begehren ab und erklärten ihm, das Reich sei zu arm, um ei Könige zu ernähren. Dies kränkte ihn auf das schmerzlichste. Mißmutig eilte er nach Straßburg, wo er alsbald zu kränkeln begann. Als ihn die Ärzte auf die bedenkliche Abnahme feiner Kräfte aufmerksam machten, behielt er feine Fassung und rief unerschrocken aus: „Auf denn nach Speier zu der Gruft meiner Ahnen!" Aber schon auf dem Wege dahin ereilte ihn in Ger-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 242

1888 - Wiesbaden : Kunze
242 Vierte Periode des Mittelalters. macher, 44 Apotheker, 55 Zuckerbäcker, 83 Weinhändler, 1000 Schauspieler, Musikanten und Gaukler, sodaß die Zahl der Fremden zeitweise 100 000 überstieg. Als Johann Xxiii., der von der Kirchenversammlung nichts Gutes für sich erwartete, auf seiner Reise in die Nähe von Konstanz kam, rief er, auf die Stadt deutend: „Dies sieht mir aus wie eine Grube, in der man Füchse fängt." Um sich auf dem päpstlichen Stuhle zu erhalten, hatte er eine große Zahl italienischer Geistlichen mitgebracht. Allein die Versammlung beschloß, nicht nach Köpfen, sondern nach Nationen zu stimmen, und nahm vier Hauptnationen an, die deutsche, französische, englische und italienische, welche einzeln beraten und abstimmen sollten. Die Mehrheit der Stimmen in den Spezialversammlungen sollte dann als Abstimmung in der allgemeinen Sitzung gelten. Die Deutschen, Franzosen und Engländer verlangten von Anfang an, es sollten alle drei Päpste sofort abdanken, damit der Friede in der Kirche hergestellt werden könne. Allein Papst Johann verstand sich ungern hierzu, und die andern Päpste waren nicht erschienen. Jetzt beschloß Johann Xxiii., Konstanz mit Hilfe des Herzogs Friedrich von Östreich zu verlassen und sich dem Beschlusse des Konzils zu entziehen. Um jeden Verdacht zu beseitigen, stellte er sich, als ob er krank sei. Als Kaiser Sigismund ihn besuchte, fand er ihn auf dem Bette liegen und auf die Frage: „Wie geht es unserm heiligen Vater?" entgegnete Johann: „Sehr schlecht, ich bin ganz gelähmt; ich kann die Lust von Konstanz nicht vertragen." Einige Tage nachher gab Herzog Friedrich ein großes Turnier. Johann saß am Fenster im erzbischöflichen Palaste und benutzte den günstigen Augenblick, wo alles Volk sich aus der Stadt entfernt hatte, um in der Kleidung eines Reitknechts zu entfliehen. Er gelangte unerkannt nach Schaffhaufen, das dem Herzog Friedrich gehörte und ein Asyl bot. Die Flucht des Papstes erregte allgemeine Bestürzung; nur Sigismund freute sich, an Friedrich von Östreich seinen Zorn kühlen zu können. Er that den Herzog in den Bann und forderte die 8 alten Orte der Eidgenossenschaft auf, die Habsburgischen Güter des Herzogs wegzunehmen und für alle Zeiten zu behalten. Die Eidgenossen griffen eiligst zu, nur Uri erklärte, die Eidgenossen hätten Frieden mit Östreich. Die Kirchenversammlung forderte den Papst Johann Xxhi. zweimal auf, binnen 14 Tagen sich zu stellen; da aber der Papst die Frist verstreichen ließ, so verkündete sie folgenden Spruch: „Balthasar Cofsa (so hieß Papst Johann Xxhi., ehe er den päpstlichen

5. Geschichte des Mittelalters - S. 291

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 41. Mittelalterliche Einrichtungen und Zustände. 291 bild der Stadt umzog ein Landgraben oder eine Landwehr, die Zugänge dazu waren mit Warten besetzt, auf welchen die Wächter nach den Hauptlandstraßen lugten, um durch festgestellte Zeichen jede Gefahr oder das Herannahen reisender Meßleute an-zukünden, damit man sich in der Stadt wahre oder den Kaufleuten ein bewaffnetes Geleit entgegensende. Im Innern der Stadt sah man enge, krumme Straßen, welche zuweilen ohne Ausgang waren. Die Wohnungen der Bürger waren äußerst einfach aus Holz und Lehm, Stroh und Rohr aufgeführt und bestanden aus mehreren Stockwerken, welche je höher je weiter in die Gasse hereinragten und Licht und Lust den Straßen benahmen. Diese Bauart begünstigte die Feuersbrünste, welche die Städte zuweilen furchtbar heimsuchten und eine neue Bauordnung bedingten. Während aber die Wohnungen der Bürger nach innen und außen den Eindruck der größten Einfachheit machten, fielen die öffentlichen Gebäude ins Auge, insbesondere das Rathaus mit feinem Turme, in welchem die Uhr und das Ratsglöcklein sich befand, die Kirchen, Kaufhallen und Zunfthäuser. Auch diese waren anfangs von Holz gebaut und hatten Fenster aus Tuch, welche erst später mit gläsernen vertauscht wurden. Rauchfänge und Schornsteine kannte man anfangs nicht; durch offen gelassene Lücken mußte der Rauch sich einen Ausweg suchen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kommt es schon häufig vor, „daß die Gebäude aus gevierten Steinen aufgeführt und von ansehnlicher Höhe find. Die Zimmer sind mit Holz getäfelt; man trifft Sommer- und Winterzimmer, Säle und Säulengänge. Die Straßen sind schön, nicht breit, aber mit Backsteinen glatt gepflastert." Paris soll schon um 1185 das erste Beispiel der Straßenpflasterung gegeben haben. Unter den deutschen Städten galten Nürnberg, Augsburg, Köln und Wien für schöner als Paris. Privatleben der Bürger. Die Hausgeräte der Zeit waren einfach und roh gearbeitet. Beim Mittagsmahle aßen Mann und Frau aus einer Schüssel; ein oder zwei Becher reichten für eine Familie aus. Messer und Gabel waren noch wenig in Gebrauch, man bediente sich des Löffels oder bei trockener Speise der Hand. Zu Mittag aß man um 11 Uhr, zu Abend um 6 Uhr; gewöhnlich trank man nur Bier und Obstwein. Diese Einfachheit in der häuslichen Lebensweise schwand bei festlichen Anlässen und machte einer großen Üppigkeit Platz. Insbesondere waren es die Hoch-Zeiten, an welchen ein so bedenklicher Aufwand in Speise und 19*

6. Geschichte des Mittelalters - S. 88

1888 - Wiesbaden : Kunze
88 Erste Periode des Mittelalters. schickte er dieselbe dem Vater zurück und heiratete Hildegard, die Tochter des Herzogs Hildebrand von Schwaben.*) Hildegard war zehn Jahre mit Karl vermählt und hatte drei Söhne, Karl, Pippin und Ludwig, sowie drei Töchter, Rotrude, Bertha und Gisela. Hildegard war sehr freigebig gegen die Geistlichkeit und wurde nach ihrem Tode (783) als eine Heilige verehrt. 784 vermählte sich Karl mit Fastrade, der Tochter des fränkischen Grasen Rudolf. Mit ihr unterhielt der König während seiner häufigen Kriegszüge einen lebhaften Briefwechsel, von dem noch ein Brief vorhanden ist. Fastrade starb zu Frankfurt am Main 794 und hinterließ Zwei Töchter, Thedrat und Hiltrut. Ihre Nachfolgerin in deiche war die alemannische Fürstentochter Liutgart. Als Karl am Weihnachtsfest 800 die abendländisch-römische Kaiserkrone erhielt, galt der Papst als das geistliche Oberhaupt der Christen des Abendlandes ) Von ihr erzählt die Sage folgendes: Als Karl einst auszog gegen die Sachsen, übergab er Hildegard seinem Stiefbruder Thal and. Dieser verleumdete die tugendhafte Hildegard bei Karl, und der zürnende Gatte befahl, das treulose Weib ins Wasser zu stürzen. Hildegard wurde wunderbar gerettet und wallfahrtete sodann mit ihrer Freundin Rosina von Poltmann nach 9tom Hier bezogen sie eine kleine Hütte, heilten und pflegten Kranke und bereiteten allerlei stärkende Arzneien. Da begab es sich, daß Kaiser Karl nach Rom kam und mit ihm sein lügnerischer Stiefbruder Thaland, der auf beiden Augen blind geworden war und einen häßlichen Aussatz hatte. Sie hörten von den geschickten Frauen und baten um ihren Beistand. Thaland wurde gerettet, erkannte seine Wohlthäterin und gestand, daß er Hildegard verleumdet habe. Karl bat seine Frau um Verzeihung und kehrte mit ihr wieder heim. Thaland erhielt auf Hildegards Fürbitten Gnade. — Schon oben (§. 15) ist eine Sage von Karls Tochter Emma erwähnt. Nach einer andern Sage hatte sich Emma wider den Willen des Vaters vermählt und war mit ihrem Manne ohne Zehrpfennig und Aussteuer vom Hose verwiesen worden. Das unglückliche Ehepaar baute sich im Odenwalde eine Hütte unweit des Mains und lebte da dürftig von Jagd und Fischfang. Einst verirrte sich Karl auf der Jagd und kam allein zu der einsamen Hütte. Er bat um ein Obdach und einen Imbiß. Allein Emma, welche den Vater augenblicklich erkannt hatte, bereitete ihm hurtig fein Lieblingsgericht. Mit vieler Lust speiste der König und äußerte seufzend, seit seine Tochter Emma ihn verlassen, habe er nie so köstlich wieder gegessen. Emma merkte, daß sie nicht ganz aus dem Herzen ihres Vaters gerissen sei, fiel ihm zu Füßen und fand freudige Aufnahme und Verzeihung. Karl nahm Emma und ihren Gemahl in Gnaden wieder an. An jener Stätte soll Seligenstadt am Main von Karl erbaut worden sein; im Munde des Volkes leben noch heute Karls Worte:

7. Geschichte des Mittelalters - S. 199

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 30. Das Rittertum und die Ritterorden. 199 lichen gegen die Turniere Einsprache erhoben und zuletzt den Gefallenen ein christliches Begräbnis versagten. Nach vollendetem Zweikampfe (zuweilen stritten auch ganze Scharen mit einander) erstatteten die Herolde, denen die Handhabung der Turniergesetze oblag, ihren Bericht ab. Wer die meisten Gegner aus dem Sattel gehoben hatte, dem erkannten die Kampfrichter den Dank zu, einen Helm, ein Schwert, eine goldene Kette, eine gestickte Feldbinde oder irgend ein anderes Kleinod, welches die schönste unter den anwesenden Frauen dem Sieger überreichte. Darnach begann der muntere Festschmaus. Sonst lebten die Ritter auf ihren Burgen im Kreife ihrer Familie und Dienstleute, besuchten die Jagd, sangen zur Laute oder ritten auf Abenteuer aus. Fahrende Ritter, d. h. solche, welche kein Eigentum hatten, durchstreiften die Länder, besuchten ihre Standesgenossen, erhielten köstliche Bewirtung und erzählten dann von ihren Fahrten Wahres und Erdichtetes. Ritterburgen. Bei der Anlage der Ritterburgen sah man vorzugsweise auf Sicherheit und Festigkeit. Die Mauern des Erdgeschosses waren sehr fest und dienten als Wälle; viele Burgen lagen hoch auf Bergesgipfeln oder waren mit Mauern und Gräben umgeben. In die Burg führte eine Fallbrücke, welche aufgezogen wurde, und ein Thorweg. Von da gelangte man auf den Burghof, der von Gebäuden rings umschlossen war. Das Hauptgebäude daselbst war der geschmückte Pallas. Derselbe enthielt als größten und schönsten Raum den Rittersaal. Hier hingen die Waffen, Siegeszeichen und Ahnenbilder des Ritters, hier bewirtete er feine Gäste, hier lauschte er den Liedern fahrender Sänger, hier verscheuchte er, wenn draußen Stürme und Unwetter hausten, bei Würfelspiel und Becherklang die tödliche Langeweile. Der obere Stock enthielt die Wohnung (Kemenate) und Schlafgemächer, wo er nicht ausreichte, schloß sich ein Nebengebäude zu gleichen Zwecken an. In der Nähe lag die Kapelle. Die höchste Stelle der . Burg nahm der B u r g s r i e d , ein starker, hoher Wartturm ein, der in Zeiten der Not als letzte Zufluchtsstätte diente. Der Eingang zu demselben lag deshalb etwa 10 m über dem Boden, in der Tiefe befand sich das finstere, schauerliche Burgverließ, wo die Gefangenen schmachten mußten, in der Höhe der Raum für den Turmwart, welcher wie der Thorwächter bei Tag und bei Nacht Ausschau halten und auf alles, was in Sicht kam, achten mußte. Größere Burgen hatten noch eine äußere Umfassung. Der Raum zwischen dieser und der inneren Burg ent-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 164

1888 - Wiesbaden : Kunze
164 Dritre Periode des Mittelalters. Bügel hielten. Friedrich achtete dieses Gebrauches nicht und führte den Papst ohne weiteres an der Hand in sein Zelt. Hier empfing der Bischof von Bamberg den Papst im Namen des Königs mit einer feierlichen Anrede; allein der Papst erwiderte ihm beleidigt: „Was du sprachst, sind leere Worte. Dein Fürst hat dem heiligen Petrus nicht die schuldige Ehre erwiesen!" Der Kaiser entschuldigte sich, daß dies aus Versehen geschehen sei, allein der Papst verließ mißmutig das Lager, ohne dem Kaiser den üblichen Friedenskuß gegeben zu haben. Auf dringendes Bitten der Fürsten gab jedoch Friedrich nach, und als der Papst wiederkehrte, erwies ihm Friedrich den verlangten Ehrendienst in der gebräuchlichen Weise. Bald erschienen auch Abgeordnete des römischen Volkes; sie boten dem Kaiser in hochtrabenden Phrasen die Kaiserkrone an, wenn er ihre alten und neuen Einrichtungen bestätige und schütze, und begehrten für die Anerkennung der kaiserlichen Dberhöheit ein Geschenk von 5000 Pfund Silber. Aber Friedrich unterbrach sie zornig und ent-gegnete: „Ich wundere mich gar sehr, daß Eure Reden auch gar nichts von alttömifcher Weisheit enthalten. Wisset Ihr denn nicht, daß die Herrschaft und die Tugenden der Römer auf die Deutschen übergegangen sind? Ich bin gekommen, nicht um von Euch zu empfangen, sondern um Euch zu retten von innerem und äußerem Zwiste!" Die Gesandten kehrten eiligst um. In der nämlichen Nacht ließ Friedrich 1000 Mann einrücken und die Straßen nach der Peterskirche besetzen. Am folgenden Tage (18. Juni 1155) empfing er von Papst Hadrian Iv. die Kais er kr orte. Als er nach der Krönung in fein Lager zurückkehren wollte, überfiel ihn das erbitterte Volk, erfuhr aber dafür durch Heinrich den Löwen die ganze Strenge des Kaisers und die Kraft deutscher Schwerter. Gern hätte Friedrich die in Italien zu tage tretende Widerspenstigkeit jetzt gezüchtigt, doch die deutschen Fürsten pflegten sich für einen Römerzug nur auf die Dauer eines Jahres zu verpflichten und mit Anfang des Winters heimzukehren. Als die Veronesen dem Kaiser den Rückweg über Tirol zu verlegen suchten, erzwang Dtto von Wittelsbach den Durchgang. Während Friedrichs Abwesenheit war manche Unordnung in Deutschland vorgefallen und große Gewalttätigkeit verübt worden. Der Kaiser bestrafte die Friedensstörer, zerstörte eine große Zahl Raubschlösser und hob unerlaubte Zölle auf. Auf dein Reichstag zu Regensburg (1156) wurde Heinrich der Löwe mit dem Herzogtum Bayern feierlich belehnt, und Friedrichs Oheim Jasomirgott

9. Geschichte des Mittelalters - S. 307

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 307 gareta von England feierte, wurde ein nie gesehener Glanz entfaltet. Bei dem Gastmahle erschien zuerst ein großes Einhorn mit einem Panther auf dem Rücken, welcher in der einen Klaue das Banner Englands, in der andern eine Margaretenblume trug. Das Einhorn ging um alle Tafeln herum und blieb endlich vor dem Herzog stehen, welchem die Blume mit einer Anrede überreicht wurde. Dann kam ein vergoldeter Löwe, der eine Schäferin mit dem Banner Burgunds trug, und zum großen Jubel ein zärtliches Lied auf die Neuvermählte sang. Endlich erschien ein Kamel mit einem Sarazenen, welcher beim Herumreiten allerlei ausländische Vögel aus einem Korbe zog und auf die Tafel warf. Man nannte dergleichen Schauspiele Entremets. Am dritten Tage des Festes kam ein Turm, aus dessen Fenstern sechs Bären den Baß brummten, denen zwöls Wölfe und Böcke mit Pfeifen und Flöten und dann Esel folgten, die köstlich sangen. Dann tanzten die Affen einen maurischen Tanz um den Turm. Hiernach folgte ein Walfisch, aus dem zwölf wilde Männer sprangen und miteinander kämpften. Wie die Straßburger Chronik erzählt, trugen Karl und Margareta goldene Kleider; auch war der Festsaal mit goldenen Tüchern behängen. Das Essen wurde täglich auf 800 großen silbernen Platten ausgetragen. 3. Die Frauen am Hofe. Die Veränderungen im Hofleben übten auch Einfluß auf die Stellung des weiblichen Geschlechts. Früher waren die Frauen in einer dem Manne mehr untergeordneten Stellung, rate das aus manchen Gebräuchen ersichtlich ist. Könige gingen ihren Bräuten und Frauen nur bis an die Treppe oder das Thor entgegen, roo diese niederknieten. Wollten die Frauen etwas erbitten, so redeten sie erst, wenn sie knieten. Sie redeten den König mit Monseigneur an; die Frauen wurden nicht Madame, sondern Dame genannt. Erst im 15. Jahrhundert wurde Madame die ehrende Bezeichnung einer Rittersfrau; solche, deren Männer noch nicht den Ritterschlag empfangen hatten, wurden Damoiselles ober Demoiselles angeredet. Als Ludwig Xi. als Dauphin 1456 bei Philipp von Burgunb Schutz suchte, kamen beffen Gemahlin und Schwiegertochter ihm bis ans äußerste Schloßthor entgegen, und knieten vor ihm nieber. Ludwig bot der Herzogin den Arm, allein sie lehnte biefe ihr nicht gebührenbe Ehre ab, führte ihn in feine Gemächer und verbeugte sich tief, als sie sich von ihm verabschiebete. Dies änberte sich vorzugsweise durch Anna von Bretagne, die Gemahlin der französischen Könige Karl Viii. und Ludwig Xii. Sie erhielt zunächst die Einkünfte und Verwaltung ihres Erblanbes für sich und 20*

10. Geschichte des Mittelalters - S. 292

1888 - Wiesbaden : Kunze
292 Vierte Periode des Mittelalters. Trank getrieben wurde, daß die Obrigkeit scharfe Verordnungen dagegen erließ. So feierte 1493 ein Bäckermeister zu Augsburg die Hochzeit seiner Tochter. An 60 Tischen speisten 720 Hochzeitsgäste; an jedem Tische saßen 12 Männer, Junggesellen, Frauen oder Jungfrauen. Die Hochzeit dauerte acht Tage, und es wurde so gegessen, getrunken, getanzt und geneckt, daß am 7. Tage schon viele wie tot hinfielen. Die Trachten waren anfangs ebenfalls einfach. Im 14. Jahrhundert war ein langer Oberrock ohne Ärmel und Knöpfe üblich; er reichte bis zu den Füßen hinab und war am Halse genau überschlagen. Die Frauen trugen ihn weiter, länger und mit einem Gürtel geschürzt. Der Arm in dem engen Ärmel des Ramses reichte aus dem weiteren und offenen Umschlag hervor. Das Haupt war entblößt; Mützen und Hüte trugen nur vornehme Herren. Die Frauen unterschieden sich durch ihr langes Haupthaar, welches in Locken um die Schultern floß und gewöhnlich mit einem Kranze umwunden war. In der Trauer war die Stirn mit Leinwand verhüllt. Um die Schultern hing ein weiter Mantel. Von Gold, Silber, Seide und Edelsteinen sah man wenig. Gugelhüte kamen um 1350 auf, desgleichen auch Schnabelschuhe und Schellentracht, und nicht lange nachher verkürzte man den Manns rock, um die bunten Hosen sichtbar zu machen. Von der Kappe flössen den Rücken hinab zwei Zipfel bis an die Fersen. Mehr als eine Hand breit war der Weiberrock vorn beim Halse geöffnet; hinten war eine Haube genäht, eine Elle lang und noch länger. Auf den Seiten war der Rock geknöpfelt und geschnürt. Die Schuhe waren so zugespitzt, daß man etwas in die Spitze hineinschieben konnte. Der Oberschuh war geklöppelt und genestelt. Allein auch in den Trachten verließen, namentlich die Frauen, bald die gewohnte Einfachheit, wetteiferten mit den Edeldamen in kostbaren, verschwenderischen Moden, in Überladung mit Gold und Edelsteinen und gaben der Geistlichkeit und Obrigkeit häufig Anlaß zu Ermahnungen und Verboten. Seit dem Anfange des 15. Jahrhunderts sind städtische Luxusgesetze und Kleiderordnungen immer häufiger erlassen worden. Reichs- und Landstädte. Die deutschen Städte zerfielen von ihrer ersten Anlage an in Reichsstädte und Landstädte. Die Reichsstädte standen unter dem Hoheitsrecht und der obersten Gerichtsbarkeit des Kaisers, während die Landstädte einem geistlichen oder weltlichen Fürsten untergeordnet waren. Die kaiserlichen oder fürstlichen Beamten, welche das Hoheitsrecht ausübten
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